Samstag, 17. November 2007

Friedrichshain, der geistig behinderte Bruder von Charlottenburg

Ja sicher, ich höre schon die hämischen Kommentare: Das hättest du doch wissen müssen, als du vor drei Jahren in diesen Stadtteil gezogen bist,da war er auch nicht mehr der ehrliche Arbeiterbezirk wie zu DDR-Zeiten.Ja sicher, in einen Arbeiterbezirk wäre ich auch nicht gezogen, Arbeiter stinken und sind schmutzig und wissen sich nicht gepflegt auszudrücken.Nein, ich wollte in einen bezirk mit einer netten Mischung aus Arbeitslosen und Studenten, den mir bekannten sympathischsten zwei Menschengattungen. Die Arbeitslosen vor meinem angestammten Spätkauf, die bei einer ehrlichen Selbstgedrehten ihrem sundsovielten Sterni frönten, wurden in den letzten Monaten immer weniger.
Jetzt steht nur noch einer da, der jedoch immer von neun Uhr morgens bis zum frühen Abend, immer, jeden Tag. Da kann man dann ja auch nicht mehr von "Arbeitslosigkeit" an sich sprechen, oder? Vielleicht ist das für ihn sowas wie ein Job, vielleicht bekommt er ja sogar vom Spätkaufinhaber Geld dafür, daß dieser seinen Laden bewacht. Ich schweife ab. Nun, die Quintessenz des von mir zu Formulierenden ist diese: Nette arbeitslose Alkoholiker wurden durch die radikalen Mieterhöhungen der letzten Jahre in Bezirke wie Marzahn oder Wedding verdrängt. Die Studenten werden auch immer weniger, die neu Zuziehenden suchen ihr Wohnungsglück im Westen, d.h. in Neukölln oder im Wedding.
Zurück bleiben aufgebrezelte Zahnarzttöchter, die einen nach dem anderen Babybekleidungsladen eröffnen, zugekokste Webdesigner und..... Ich.
Friedrichshain ist mittlerweile fast wie Charlottenburg, nur hässlicher und teurer.
Wie ich mich freue, wenn ich in dieser No-Go-Area für Über-40-Jährige eine alte Oma auf der Strasse sehe. Dann lächele ich sie an und möchte ihr beinahe sagen: Es tut mir leid, ich habe mit meinem Zuzug dazu beigetragen, diesen ehemals so entspannten Stadtteil kaputtzumachen.
Fuck off, Gentrifizierungshölle Friedrichshain! Ich ziehe nach Reinickendorf.
Oder aber ich wende demnächst mal mein neues Japanmesser an. Nur Spass.
Ich atme tief durch und alles ist ok.

Nun darf ich endlich losschimpfen!

Es ist soweit. Die Zeit der täglichen Beschimpfungen hat begonnen. Ich hoffe, daß es eine schöne Zeit wird, für mich und für Euch, liebe Leserschweinchen. Noch nicht beleidigend genug? Wahrscheinlich
bin ich gerade zu mild gestimmt, aber ich kann auch anders, Ihr trunksüchtigen, klimakillenden psychopathologischen Fälle im Endstadium! So, das war doch ein ganz guter Start, nicht? Bis morgen, schlaft schlecht.